Silber, teilvergoldet, Email, Schmuck- und Edelsteine, Perlen

Präsentiert auf der Ausstellung „1000 Jahre Ungarn“ in Budapest 1896 im Pavillon der Firma A. Bachruch

Stadtbeschauzeichen: Budapest, nach 1888

Meisterzeichen: A. BACHRUCH / k.u.k. HOFJUWELIER (seit 1888)
für Károly Bachruch (Budapest 1851-1925), tätig seit 1869
Durchmesser: 78,8 cm

Detailbeschreibung

Die runde aufgewölbte Platte wurde einem antiken Prunkschild nachempfunden. Mit fast 80 cm Durchmesser eignet es sich nicht zum Tragen oder war Teil einer Rüstung, sondern diente alleine der Repräsentation. 1896 wurde das Schild anlässlich der Milleniumsfeier „1000 Jahre Ungarn“ 1896 in Budapest angefertigt und ausgestellt. Es spiegelt die tausendjährige Geschichte des Landes seit der Landnahme durch die Magyaren 896 bis zur k.u.k. Monarchie wider.

Da sich keine Widmungsinschrift oder ähnliches erhalten hat, ist das historische Foto des Ausstellungspavillons des Hofgoldschmiedes Bachruch umso wertvoller und dokumentiert das ausgestellte Prunkschild 1896 in Budapest. Daneben steht in der Vitrine ein weiteres, etwas kleineres, ebenfalls rundes Schild, das sich aber nicht näher identifizieren läßt. 

Der silberne Rand des Prunkschildes ist filigran durchbrochen und zeigt alternierend gegenständiges Akanthuslaub und eine Blüte, die zu einem ornamentalen Band zusammenwachsen. Es folgt der eigentliche äußere, vergoldete Rand des Schildes, der durch runde Filigran-Rosetten und weiß, grün, blau, rot emaillierte, spitzovale Elemente gebildet wird. 

Der eigentliche Spiegel der Platte wird durch fünf große Silberreliefs und fünf vollplastische Figuren der ungarischen Könige und Königinnen auf vergoldetem Hintergrund dominiert, die von plastischem Roll- und Beschlagwerk mit eingestreuten Blüten eingerahmt werden. Die Mitte wird durch eine große, mehrfarbige Rosette gebildet. Weitere symmetrisch angebrachte kleine Rosetten sind mit Perlen und Schmucksteinen versehen. Der Farbkanon ist Weiß, Rot, Grün und Blau und orientiert sich an den ungarischen Nationalfarben. Das Schild stellt in seiner Dreidimensionalität und prunkvollen Materialausstattung ein prachtvolles Objekt zur Veranschaulichung der ungarischen Geschichte dar. 

Die Reliefs schildern bedeutende historische Szenen aus der 1000jährigen Geschichte Ungarns und werden von den jeweiligen Herrscherfiguren eingerahmt. 

1. Landnahme Ungarns durch die Magyaren 896

2. Krönung Stephan I. im Jahre 1000 durch Papst Silvester II. zum ersten König von Ungarn

3. Proklamation der Golden Bulle von 1222 durch König Andreas II. von Ungarn

4. Huldigung von Maria Theresia als Königin von Ungarn 1740

5. Franz Josef I. als König von Ungarn 1867

 

Firma Bachruch

Albert Bachruch (1815-1866) gründete 1843 die Firma, die von seinem Sohn Károly im Jahr 1869 übernommen wurde und der das Geschäft später vergrößerte. Die ungarische Quellen sprechen u.a. auch über eine Schmuckfabrik (ékszergyár). Seit 1888 führt die Firma den Titel eines k.u.k. Hofjuweliers. Károly Bachruch wurde 1905/06 in den ungarischen Adel aufgenommen (Akten darüber befinden sich im Ungarischen Staatsarchiv/Magyar Országos Levéltár, Libri regii LXXI. 607.). Seine Frau war Emma Hirschfeld. Er hatte zwei Kinder, Adolf (geb. 1887) und Margit (1893-1954). Dass die Familie Bachruch gesellschaftlich anerkannt war, zeigt die 1932 geschlossene Ehe von Margit mit dem Hochadeligen Bálint Graf von Széchényi, der aus einer sehr bedeutenden ungarischen Adelsfamilie stammt. 

Károly Bachruch schrieb kleinere Fachartikel (Gulyás Pál: Magyar írók élete és munkái. Bp. 1939-2003, I. 994-995. Über die Firma erschien ein Artikel in der Zeitschrift Ország-Világ (Jg. 1909 p. 471.). 

 

Werke

Károly Bachruch verfertigte 1896 ein großes Büstenreliquar des Hl. Stefan, das sich heute in der erzbischöflichen Schatzkammer in Kalocsa (Kollotschau) befindet. Das Historische Museum in Budapest besitzt außerdem eine Urkundenrolle des Goldschmieds, die 1898 zum 50jährigen Thronjubiläum Kaiser Franz Josephs angefertigt wurde. 

Außerdem hat sich im Museum für Angewandte Kunst in Budapest die sogenannte „Gundelschale“ erhalten, benannt nach dem berühmten Budapester Restaurant Gundel, in dessen Besitz sich der Tafelsaufsatz bis 1963 befand. Um den Girandolenaufsatz verändert, spiegelt aber auch diese 1907 angefertigte Goldschmiedearbeit allerhöchstes künstlerisches wie handwerkliches Niveau wider, dass Vergleiche mit Wiener Arbeiten dieser Zeit nicht zu scheuen braucht. 

Dieser Tafelaufsatz war ursprünglich ein Geschenk an den Direktor der Hungarian Commercial Bank of Pest, Leó Láncy (1852-1921) anläßlich seines 25jährigen Jubiläums. Der zum Christentum konvertierte Bankier war ein großer Förderer der Milleniums-Ausstellung von 1896, die das 1000jährige Ungarn feierte und auf der die große Prunkplatte mit den Bildreliefs zur ungarischen Geschichte präsentiert wurde. Auch stilistisch schließt die Gundelschale an das 1896 entstandene Werk an. Die Größe, der durchbrochene Rand, die aufgelegten Rosetten auf der Fahne und nicht zuletzt die Plastizität, sind Merkmale wie sie Bachruch schon in der Milleniumsplatte angewendet hat.